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Nachbericht

Bericht zum 6. GI-WIVM Workshop 2006

Der 13. Workshop der Fachgruppe WI-VM fand am 30. und 31. März 2006 in den Räumen des IBM Forums in München statt. Neben aktuellen Weiterentwicklungen von Vorgehensmodellen wurden sowohl Aspekte der Nutzung von Modellen als auch die Frage des damit erzielten Nutzens in den Vordergrund gestellt.

Am ersten Tag lag der Schwerpunkt auf dem V-Modell XT und Erfahrungen aus dem Umfeld von Vorgehensmodellen.

Herr Reinhold (CoCOO, Kirchheim) ging im ersten Vortrag zunächst nochmals auf die Probleme des V-Modells 97 ein, und stellte dem die Möglichkeiten des V-Modells XTin seiner aktuellen Version 1.2 gegenüber. Dabei ging er z.B. auf die besseren Möglichkeiten des Tailorings durch die stärkere Fokussierung auf Ergebnistypen oder auf typische Fehler beim Einsatz des Modells ein.

Er berichtete auch über die Planung, dass neue Releases des Modells etwa alle 6 Monate freigegeben werden sollen.

Im Anschluss daran sprach Herr Kuhrmann (TU München, München) über die Notwendigkeit, durch Tailoring des standardisierten V-Modells projektspezifische – oder projekttyp-spezifische – Anpassungen vorzunehmen. Diese Anpassungen ermöglichen – bei weiter bestehender Konformität zum V-Modell XT - ein stärkeres Zuschneiden auf die konkreten Anorderungen und Probleme der Projekte.

Da das V-Modell XT immer mehr auch im industriellen Bereich zum Einsatz kommt, wird erwogen, organisationsspezifische Anpassungen vorzunehmen.

Er wies weiter darauf hin, dass für die Systementwicklung weitere Ergänzungen durch Vorgehensweisen der Softwareentwicklung erforderlich sind.

Herr Klink (oose.de, Hamburg) stellte die Konventionsabbildung des Object Engineering Process zum V-Modell XT dar. Er ging dabei auf Vor- und Nachteile im Zusammenhang mit der Abbildung eigener, etablierter Prozesse auf das V-Modell XT und auf die geplante Weiterentwicklung dieser Abbildung zu einer iterativen, inkrementellen Methodik ‚out of the box’ ein.

Herr Kaulke und Herr Witte (Fourth Project Consulting GmbH, Wolfsburg) begannen den Nachmittag mit dem ersten Vortrag, der nicht direkt auf das V-Modell XT Bezug nahm. Sie stellten die Problematik dar, die durch die „kulturellen Unterschiede“ zwischen Anwendungsentwicklung und IT-Service Management entstehen. Um eine erfolgreiche Entwicklung und einen erfolgreichen Betrieb von Anwendungen zu gewährleisten, ist es erforderlich die beiden „Welten“ näher zusammenzuführen. Als ersten Schritt in diese Richtung stellten sie ein Mapping der Modelle ausgehend von der IT Infrastructure Library (ITIL) am Beispiel mehrerer Prozesse dar. Dabei gingen sie vor allem auf Configuration Management, Release Management und Change Management ein.

Im Anschluss daran zeigte Herr Lorenz (Lorenz Software GmbH, Freising) einen integrierten Ansatz für das Management von Softwareentwicklungsprojekten in seinem Unternehmen auf. Auf Basis eines festgelegten Vorgehensmodells für Projektmanagement und Entwicklungsaktivitäten und durch die konsequente Erhebung von Ist-Daten aus den Projekten wird eine sehr verlässliche Planung und Steuerung der einzelnen Projekte erreicht. Dazu wird ein selbst entwickeltes, datenbankgestütztes Werkzeug, Lorenzo Pro, eingesetzt.

Der folgende Vortrag von Herrn Thomas (IWI am DFKI, Saarbrücken) beschäftigte sich dann mit dem Management von Referenzmodellen bei ihrem Einsatz für Projekte. Er beschäftigte sich mit den Problemen, die die Verwaltung der Veränderungen dieser Modelle mit sich bringen.

Herr Prof. Petrasch (TFH Berlin, Berlin) berichtete über Aktivitäten zur Festlegung einer Ausbildung im Thema Usability Engineering und der geplanten Zertifizierung zum „Usability Professional“.

Zum Abschluss des ersten Tages gab Herr Dr. Kneuper (Beratung für Softwarequalitätsmanagement und Prozessverbesserung, Darmstadt) einen Rückblick auf 13 Jahre Fachgruppe Vorgehensmodelle. Ein kurzer Ausblick auf weitere Aktivitäten leitete dann zum anschließenden Fachgruppentreffen, in dem der neue Fachgruppensprecher, Herr Höhn, gewählt wurde, über.

Der erste Tag endete mit einem gemütlichen Treffen im Hackerhaus.

Am zweiten Vormittag lag der Schwerpunkt auf CMMI. Am Nachmittag wurden mit Präsentationen von Werkzeugen und Erfahrungsberichten aus dem Einsatz von Modellen vorgestellt.

Den Beginn machte Herr Fagerhus (SEI Europe, Frankfurt) mit einer Darstellung der aktuellen Modelle, insbesondere des CMMI in der Version 1.1, und mit einem Ausblick auf die Version 1.2, die voraussichtlich im August 2006 freigegeben wird.

Neben inhaltlichen Punkten und der Trainingsplanung sprach er auch kurz über die Absicht, eine Geltungsdauer für SCAMPI-Ergebnisse einzuführen.

Er wies auch auf die Problematik hin, dass das SEI neben den offiziell gemeldeten Appraisals nur wenig Rückmeldungen über Erfahrungen mit dem Einsatz des Modells erhält, da viele Firmen ausschließlich interne Prozessverbesserungsmaßnahmen auf Basis des Modells durchführen. Dies erschwert es, Aussagen über Nutzen und Nutzung des Modells zu treffen.

Der folgende Vortrag von Herr Dr. Wallmüller und Herr Daschner (ITQ, Geroldswil, Schweiz) behandelte genau dieses Thema: Beide berichteten anhand einiger Beispiele über Aufwand und Nutzen von CMMI-Implementierungen in verschiedenen großen Firmen. Sie stellten dabei die Vorteile für die Standardisierung von Prozessen und Ergebnissen dar. In der Diskussion wurde intensiv die Auswirkung von Umorganisationen in Firmen thematisiert.

Herr Dr. Andelfinger stellte im folgenden Vortrag einen Zusammenhang zwischen empirischen Nutzenbetrachtungen von Software-Prozessverbesserungsmodellen und unternehmensstrategischen Aspekten her. In immer komplexeren „Systems of Systems“ in denen Interoperabilität die zentrale Herausforderung darstellt erhalten Prozessverbesserungsmodelle einen unternehmensstrategischen Stellenwert indem sie ein Mindestmaß an Koordination schaffen.

Dadurch, dass der geplante Praxisbericht von Hr. Paulweber (AVL List, Graz) ausfiel, ergab sich ein etwas größerer Zeitrahmen für die drei Werkzeugpräsentationen:

Zuerst stellte Herr Schilling (4Soft GmbH) die Open Source Werkzeuge zum neuen V-Modell XT vor. Die neuen Versionen werden mit der Veranstaltung zum V-Modell am 24.4. verfügbar sein. Neben dem V-Modell-Editor und dem Projektassistenten sollen in Zukunft weitere Werkzeuge entwickelt werden.

Herr Biskup (IBM) stellte die neue Entwicklung des Rational Method Composers vor. Auch bei diesem Produkt werden Teile als Open Source verfügbar gemacht werden. Es besteht die Möglichkeit, ein vollständig neues Modell mit dem Werkzeug zu entwickeln.

Herr Zieger (Borland) ging zunächst auf die Ausrichtung von Borland auf Beratung im Umfeld von Softwareentwicklungsprozessen ein. Im Anschluss stellte er die Werkzeuglandschaft, die Borland in diesem Umfeld anbietet, im Überblick dar.

Nach der Werkzeugpräsentation folgten zum Abschluss des Tages zwei Erfahrungsberichte.

Herr Tonndorf (CSC Ploentzke AG) und Herr Saalmann (ComNet Media, Dortmund) stellten die Entwicklung und Einführung eines organisationsspezifischen Vorgehensmodells nach dem V-Modell XT vor. Bei der Entwicklung wurde für die Ist-Analyse stark durch die Disziplinen des Rational Unified Process geprägt. Bereits in der Einführungsphase zeigten sich Verbesserungen z.B. durch die Einführung eines formalen Change Request-Verfahrens.

Abschließend stellte Herr Schmedt (Postbank Systems AG, Bonn) anschaulich die Erfolgsfaktoren und den entstandenen Nutzen durch die Einführung eines Vorgehensmodells vor. Bei der Postbank Systems wurde dabei eine Prozesslandkarte und Funktionsprofile entwickelt. Der Fortschritt der Projekte wird über Quality Gates gesteuert.

Herr Schmedt stellte als kritischen Erfolgsfaktor bei der Einführung dar, die neuen Prozesse „zum Kunden, nämlich zu den Mitarbeitern des Unternehmens, zu bringen“.